Nachdem gegen Ende des
19. Jahrhundert die Forderung zum Ausbau der Nied zur Schifffahrtsstraße
als Verbindung zwischen Saar und Obermosel verklungen war, wurden die
Forderungen zum Bau einer Eisenbahnlinie durch des Niedtal laut. Am 12.
März 1897 beschloss der Preußische Reichstag den Bau der zweigleisigen, 19
Kilometer langen Bahnlinie von Dillingen nach
Bouzonville. Hätte die
Schiffsverbindung damals rund 22 Millionen Mark verschlugen, so beliefen
sich die Kosten für die Niedtalbahn auf gerade mal 9,6 Millionen Mark.
Dieser wurden vom preußischen Staat (8 900 000 Mark), Elsass - Lothringen
(337 000 Mark), dem Kreis Saarlouis (224 000 Mark) und der Dillinger Hütte
(100 000 Mark) aufgebracht. Die Dillinger Hütte, die mit dieser Bahnlinie
im Jahr rund 40 000 Mark an Beförderungskosten sparte, erschloss sich
damit weitere Absatzmärkte. Zur damaligen Zeit lieferte die Hütte unter
anderen Produkte auch hochwertige Panzerplatten z.B. für den Flottenbau in
der wilhelminischen Ära. Aber auch die zur Produktion notwendigen Erze aus
Lothringen wurden über die Niedtalbahn herangefahren.
Die durchgehend
zweigleisige Bahn verließ parallel zur Strecke nach Trier den Bahnhof
Dillingen und zweigte im Bereich des damals ebenfalls gebauten
Bahnbetriebswerkes nach rechts ab. Dort begann die Steigung zum Bahndamm,
der zunächst die Bahnlinie nach Trier überquerte und mit einer großen
Brücke anschließend über die Saar führt. Kurz vor der Saarbrücke befand
sich ein Streckenposten, da hier auch die Verbindungskurve aus Richtung
Beckingen auf die Niedtalbahn traf. Die Gleisführung auf dem Bahndamm ging
über die gesamte Breite der Saaraue weiter bis kurz vor Siersburg. Hier
musste ein tiefer Einschnitt angelegt werden, der bis zum Bahnhof
Siersburg reichte. Im Bahnhof war neben einem Ladegleis am Güterschuppen
auch ein Anschlussgleis zur Siersburger Ziegelei. Nach Kreuzung mit der
Ortsstraße folge die Bahn lange Zeit dem Niedtal. Auch der
Hemmersdorfer
Bahnhof besaß ein Ladegleis am Güterschuppen neben anderen Kreuzungs- und
Abstellgleisen. Der Bahnhof wurde durch einen Einschnitt verlassen. Etwa
einen Kilometer nach dem Bahnhof befand sich ein Kalkwerk, das Kalk für
die Hochofenanlage in Dillingen förderte und über eine Abkippvorrichtung
verfügte. Vor
Niedaltdorf verlässt die Strecke das Niedtal um durch einen
Tunnel den Weg um eine Flussschleife abzukürzen. Über eine Bahnbrücke wird
das Tal des Ihner Baches überquert und auf höher geführter, zum Teil mit
Stützmauern befestigter, Trassenführung dem Niedtal bis unmittelbar vor
Bouzonville gefolgt. Gleich nach der Grenze befindet sich
der Bahnhof Guerstling. Vor Bouzonville beschreibt die Bahnlinie einen Bogen nach
Südwesten um dann, durch zwei Tunnels geführt die Bahnlinie nach Falck
unterquerend, in den Bahnhof
Bouzonville einzumünden.
Im 1. Weltkrieg diente die Strecke u. a. während des August 1914 als
,,Transportstraße' für den Aufmarsch des Westheeres (5. Armee, V.
Armeekorps, Ausladebahnhöfe Gerstlingen und Busendorf).
Um 1920/21 wurde die
Verbindungskurve nach Beckingen bereits wieder stillgelegt und abgetragen.
Erst vor Beginn des II.
Weltkrieges bekam der Ort Niedaltdorf einen eigenen Haltepunkt. Bis dahin
mussten die Einwohner nach Guerstling gehen. 1944 wurden die
Eisenbahnbrücken gesprengt, die Saarbrücke bei Dillingen war mehrfach
schwer umkämpft, da in diesem Bereich die amerikanischen Truppen über die
Saar setzten. Der Bahnverkehr musste bis zur Reparatur ruhen, genaue
Zeitdaten sind nicht bekannt.
Zum Material für die
Reparaturen zu Erhalten wurde auf der ganzen Länge das 2. Gleis abgebaut.
Die Tunneldecke in Niedaltdorf wurde abgetragen, so dass ein Einschnitt
den Tunnel ersetzte. Die Gleisanlagen werden in den Bahnhöfen umgeändert
und der Personenzugverkehr über die Grenze entfällt.
In den nachfolgenden
Jahrzehnten erhielt die Strecke eine besondere Bedeutung für den
grenzüberschreitenden Montanverkehr (insbesondere Minette - Erz) der
Dillinger Hütte. Sie stellt die kürzeste Verbindung zwischen dem
Lothringischen Industrierevier um Thionville und dem saarländischen
Industriegebiet um Dillingen/Saarlouis dar. So wurden z. B. im Jahre
1958 im Tagesdurchschnitt 14 Güterzüge mit 8.927 t (Erz, Eisen- u.
Stahlerzeugnisse) über die Strecke abgefertigt. Besonderen
Bekanntheitsgrad erhielten die Flüssigeisenzüge (,,Suppenzüge")
in das Stahlwerk SOLLAC im lothringischen Ebange, die infolge einer
Fusion der Dillinger Hütte mit lothringischen Werken ab 1971 verkehrten.
Das mit 1 300°C in die wegen ihrer Form als Torpedowagen bezeichneten
Spezialwagen eingefüllte Eisen verliert auf der gut dreistündigen Fahrt
nur etwa 30°C.
Bis zum Ende des Dampfbetriebes im Jahre 1976 wurden diese Leistungen
auf dem Abschnitt Dillingen - Bouzonville mit Dampflokomotiven der BR 50
bespannt wurden.
1972 endet
jedoch die Anfuhr von Minette - Erzen über die Bahnlinie. Zwischenzeitlich
wird auch das Kalkwerk in Hemmersdorf aufgegeben. Ende der
80´er Jahre wurde die Strecke als rentabelste Nebenbahn der
Bundesbahndirektion Saarbrücken bezeichnet.
2007 wurden die beiden
Bahnübergänge in Siersburg durch neue Schrankenanlagen mit Lokführer -
Überwachung umgestellt. Dazu wurden insgesamt 4
Blinklichtüberwachungssignale und 2 Blinklichtüberwachungssignal-Wiederholer
aufgestellt.